Über sich selbst zu schreiben dürfte zu den schwierigsten Aufgaben gehören, die man sich aufbürden kann. Man hat ein ganzes Leben damit verbracht, seine anfänglich großen Träume zu verwirklichen, die mit fortschreitender Erfahrung immer kleiner und realistischer wurden. Um das Ziel dieser Visionen zu erreichen, achtete man oft nicht so vorrangig auf die Gangart. Begebenheiten tauchen aus den Erinnerungen auf, die zu gestehen peinlich sind, aber durch Verschweigen nicht ungeschehen werden.… WEITERLESEN
1. Kapitel – Ankunft in der Sahara
Mit etwas mulmigen Gefühlen, doch mit Vorfreude erfüllt, bin ich allein vor sechs Tagen im fast neuen Landrover zur Durchquerung der Sahara über die Tanezrouft-Linie, der Route National Nr. 6 gestartet. Vor etwa sechzig Jahren kannte ich die Strecke „wie meine Hosentasche“. Diese Piste hatte ich fünfmal befahren, sowohl vom Norden nach Süden und umgekehrt. Die Orientierung war damals vermittels von Anhöhen, Sanddünen oder abgestellten „Bidons“ (Benzinfässern) problemlos.… WEITERLESEN
2. Kapitel – WKII und Nachkriegszeit
Kälte, die bis unter meine Bettdecke dringt, weckt mich. Dunkelheit rundum. Durch das offene Fenster sehe ich den sagenhaft klaren Sternenhimmel, aber es zieht die kühle Nachtluft der Sahara herein. Ich ziehe eine Jacke an, klappe den Fensterflügel zu und beschließe, bis Tagesanbruch weiter zu schlafen. Mit Sonnenaufgang steige ich aus dem Bett und bin mit dem Status quo durch und durch zufrieden.… WEITERLESEN
3. KAPITEL – Kleine Familiengeschichte – Jazz in Wien
Es ist spät am Vormittag. Ich werfe einen Blick in den von Licht überfluteten Hof – der Targi mit seinen beiden Meharis ist verschwunden. Zufrieden mit mir und meiner heutigen Leistung freut es mich, dass die grauen Ganglien und das Erinnerungsvermögen leidlich funktionieren. Im Laufe des Eintippens tauchen wild wuchernd Bilder und Namen aus früheren Tagen auf, die verlangen gefiltert und sortiert zu werden.… WEITERLESEN
4. KAPITEL – Strohkoffer – Loos-Bar und Max Lersch
Vor mir steht der geöffnete Computer und macht keine Anstalten, mich zu inspirieren. Das Schreibprogramm zeigt eine blanke Seite, entleert wie der Kopf des Schreiberlings. Ich bemühe mich krampfhaft, einen Beginn für das nächste Kapitel zu finden, auf der Suche nach Anregungen blättere ich in Vor mir steht der geöffnete Computer und macht keine Anstalten, meine Kreativität heute zu wecken. Das Schreibprogramm zeigt eine blanke Seite, entleert wie der Kopf des Schreiberlings.… WEITERLESEN
5. KAPITEL – Sandsturm – Barbetrieb – Botendienste – Erste Reise nach Afrika
Ein lauter Knall reißt mich aus tiefem Schlaf. Ich glaube geträumt zu haben, und ziehe die Bettdecke bis zu den Ohren hinauf. Da wiederholt sich der Krach bei meinem Fenster. Ich bemühe mich aus der horizontalen Lage und gehe in die Richtung, aus der das Geräusch zu kommen scheint. Den Lärm verursacht eine der hölzernen Klappjalousien, die gegen die Hauswand donnert.… WEITERLESEN
7. KAPITEL – Casablanca, Arbeit auf dem Schiff, Dakar und Marseille
Gurgelnde Töne des Unmuts der Kamele im Hof treiben mich aus dem Bett. Akamouk hat seine Meharis hinlegen lassen, um sie zu beladen. Eben legt er dem Reittier die prachtvollen und mit Quasten verzierten Decken über. Ich schlupfe schnell in meine Hose und laufe hinunter. In diesem Moment hebt der Targi den Sattel auf den Kamelrücken. Diesen ziert ein wohlgeformter Dreizack, der ebenso Schmuck, wie Griff zum Anhalten ist.… WEITERLESEN
8. KAPITEL – Jagd in der Wüste, Ende des Strohkoffers und Vorbereitung zur Expedition 1955-56
Zu nachtschlafender Zeit klopft es an der Türe meines Turmgemachs. Erschreckt fahre ich hoch. François ruft von draußen, dass wir losfahren müssten. Ich schalte das Licht an, denn nicht einmal der Mond leuchtet in das Zimmer. Die Erinnerung wird wach, dass mich der Wirt am Abend eingeladen hat, mit ihm auf die Jagd nach Gazellen zu fahren. Der frühe Morgen ist in der Sahara ziemlich kalt.… WEITERLESEN
09. KAPITEL – Gazellenbraten, Abschied von Wien, Weihnacht am Schiff, Algier und Aufbruch in die Sahara.
Die aufgehende Sonne schickt rotgoldene Strahlen durch die Fenster meines Zimmers in der Auberge de Soleil. Vor sechs Wochen und einigen Tagen hatte ich voll Vorfreude und Zuversicht Wien verlassen. Doch heute erwache ich mit Hoffnungslosigkeit und Zweifel, ungewöhnlich für mein sonst recht positiv eingestelltes Gemüt. Ich zögere, aus dem Bett zu steigen. Gedanken an die erdrückende Anzahl der weiterhin zu beschreibenden Jahrzehnte dieses Lebens bedrängen mich und türmen sich wie unüberwindliche Gebirge vor mir auf.… WEITERLESEN
10. KAPITEL – Stadt in der Wüste, Achsbruch, Alltag im Kriegsgebiet
Die Ahnung war immer vorhanden, doch es kam überraschend. Das Netz- und Ladegerät des Computers verweigert den ihm zugeordneten Dienst. Wegen der hohen Umgebungstemperaturen und den ständigen Schwankungen des hauseigenen Stromaggregates, gibt das Gerät zischend und qualmend seine Funktion auf. Das bereitet mir größere Sorgen, weil ein für meine Arbeit funktionierender Computer unumgänglich notwendig ist. Ein zweiter Akkumulator zur Reserve ist im Gepäck, aber an die Mitnahme eines Ersatzladegeräts habe ich nicht gedacht.… WEITERLESEN
11. KAPITEL – Akamouk in Mali, Neue Achse, Endlich wieder mobil
Gemütlich und in guter Stimmung sitzen wir drei, Michelle, Francois und ich in den etwas bequemeren Stühlen mit Armlehnen, vor uns jeder ein Glas roten Weines aus den Weingärten von Muaskar (Mascara), im Norden Algeriens. Ich bin wieder einmal sehr froh, dass es in diesem Haus keine Klimaanlage gibt. Die drei großen Deckenventilatoren verwirbeln fast unhörbar die Luft und kühlen damit ausreichend.… WEITERLESEN
12. KAPITEL – Sand, Sand und Sand
Sogar hier in der Auberge, mitten in der unendlichen Steinwüste, gelten offenbar die gleichen Gesetzmäßigkeiten wie in dem weit entfernten überbevölkerten Europa: Man sucht Wichtiges in den Unterlagen und findet Vergessenes. So geschehen heute. Unter anderen amtlichen Papieren versteckt liegt eine Verpflichtung, dass ich angehalten bin, meinen Landrover nach drei Monaten Aufenthalt im Land wieder auszuführen. Die sind in wenigen Tagen um.… WEITERLESEN
13. KAPITEL – Freiheit – Flüchtlingselend und wieder Flora und Fauna
Es vergehen Stunden mit Warten auf Akamouks Rückkehr. Nachdem mich das Stillsitzen im Auto langsam nervt, steige ich aus, um meine Beine zu bewegen. Ich möchte ein bisschen in die Wüste spazieren und probieren, ob man bei gleichmäßigem Gehen tatsächlich Einfälle hat und Gedanken besser koordinieren kann. Die herumlungernden Soldaten nehmen von meinem Fortgehen keine Notiz, da der Rover als Pfand bei ihnen bleibt.… WEITERLESEN
14. KAPITEL – Kamelritt -Beginn der Sahelzone – Jagdversuche
Frühstückszeit in der Auberge de Soleil. Wir haben Besuch von Akamouk, der den Wirtsleuten mitteilt, dass er und Iyad in den nächsten Tagen in ihre Heimatgegend im Hoggar aufbrechen werden. Das bedeutet einige Tagesritte durch die Wüste. So einen Trip mitzumachen war schon immer mein Wunsch, nicht nur des Erlebens willen, sondern um besser verstehen zu können, wie Nomaden in der Einsamkeit leben und was sie prägt.… WEITERLESEN
15. KAPITEL – Ein Fest im Hoggar – Tonaufnahmen schwarzer Troubadoure
Der Ritt auf dem Rücken der Kamele in die Heimat von Akamouk, dem Hoggar, ist faszinierend, aber von beachtlicher Länge. Wir queren die asphaltierte Transsaharastraße, die von Algier im Norden bis nach Lagos im Süden führt und umgekehrt. Beim Anblick des Luxus‘ dieser breiten Straße steigen Visionen von frisch überzogenem Bett, blitzsauberem Badezimmer, Abendessen im Restaurant an weiß gedecktem Tisch, gemütlichem Heurigen, Whisky in der Bonboniere-Bar und bezaubernden Damen dortselbst auf.… WEITERLESEN
16. KAPITEL – Überfall – Nilpferdjagd – Niamey
Der frühe Morgen in Akamaouks Geburtsort. Meckern und das Getrappel einer Ziegenherde, die langsam an meiner Behausung vorbeizieht, wecken mich. Durch die breiten Spalten der roh gezimmerten Türe dringt schon helles Licht, in dem Staubpartikel tanzen. Ich krieche aus der wohligen Wärme meines Schlafsacks und versuche in der Dunkelheit die Konturen des Schlafgemachs zu erkennen. Neben der Türe gibt es keine Öffnungen, nicht einmal ein Fenster.… WEITERLESEN
17. KAPITEL Akamouks Geschenke – Beginn der Regenzeit
Der Ausflug zu Akamouks Familienclan in den Hoggar war aufregend und recht anstrengend gewesen. Geduscht und komplett frisch gekleidet steige ich in Erwartung eines Frühstücks die Turmstiege hinunter. Mein Platz ist gedeckt, Michelle hat alles vorbereitet. Francois sitzt am Nebentisch bei seinem geliebten Kaffee. Der weiträumige Gastraum, seine kahlen Wände, die stetig die Originalfarbe verlierenden Metallmöbel und die stillstehenden Deckenventilatoren, vermitteln ein Gefühl des Nachhausekommens.… WEITERLESEN
18. KAPITEL – Kamelsuche, Geschichte des Père Ducros – Löwen auf der Piste – Vorbereitungen für Fetischfest
Das Tempo der Kreise, die ich in den quadratisch angeordneten vier Wänden des von mir bewohnten Turmgemachs ziehe, verändert sich gleichermaßen mit den Stimmungen meiner Eingebungen. Die Gedanken drehen mit, oder sind sie gegenläufig? Drei Runden im Sinne der Uhrzeiger, drei Runden dagegen. Egal, in welcher Richtung ich mich bewege, sobald mein Weg an einem bestimmten Fenster vorbeiführt, sehe ich die Scheibe des in der Morgendämmerung verblassenden Vollmondes.… WEITERLESEN
19. KAPITEL – Gedanken . Die Fliege – Zauber und Magie
François erkundigt sich beim Frühstück nach dem Erfolg der von Akamouk und mir unternommenen Kamelsuche. Ich erzähle ihm von den Erlebnissen und von der durch eine Düne verschütteten Siedlung, die mein Mitgefühl für die armen vom Sand vertriebenen Menschen weckte. Er meint, das sei eine typisch europäische Betrachtungsweise solcher Ereignisse. Der Wüstenbewohner betrachtet das als Kismet, das erspart ihm eine Menge Aufregung.… WEITERLESEN
20. KAPITEL – Konflikt der Generationen – Geisterwelt
Es ist ein paar Minuten vor 6:00 Uhr, der Sonnenaufgang kündigt sich am Horizont durch hellblauen Schein an. Ich verlasse das wohlig warme Bett, um in die Wüste hinaus zu fahren, Akamouk zu suchen. Die Kühle der Nacht ist in das Turmzimmer eingedrungen und ich zögere deshalb zu duschen. Zähneputzen aber ist kein Problem. Im Vorbeigehen blicke ich aus dem Fenster und sehe den Targi in seinem zeltartigen Verschlag in Decken gehüllt am Boden ausgestreckt schlafend.… WEITERLESEN
21. KAPITEL – Die Viper, Chinesen und Abschied von Niamey
Michelle und François brechen knapp vor Tagesanbruch nach Tamanrasset auf. Im Zustand des Aufwachens höre ich sie in ihr Auto einsteigen und losfahren. Sie hatten mich schon vor einiger Zeit gefragt, ob ich ein paar Tage auf die Auberge aufpassen würde. Michelle hat einen runden Geburtstag und die beiden wünschen sich, diesen mit ein bisschen Luxus zu feiern, soweit das in dieser Wüstenstadt möglich ist.… WEITERLESEN
22. KAPITEL – Allein in der Hamada – Benin – König Aho
Heute ist ein wunderschöner Tag, trotz intensiver Sonneneinstrahlung etwas kühler als die vorhergegangenen. Michelle und François haben zeitig am Morgen aus Tessalit angerufen und ihre voraussichtliche Ankunft gegen Abend mitgeteilt. Ich nütze die Zeit bis zu ihrem Erscheinen und gehe die von mir benützten Räume aufmerksam durch, wobei ich an einigen Stellen angesammelten Sandstaub wegwische. Das Haus soll ihnen makellos übergeben werden.… WEITERLESEN
23. KAPITEL – Abschied – König Aho – und Heimfahrt
Obwohl es nicht spät ist, bricht die Dunkelheit schnell herein. Die außerordentliche Hitze dieses Tages bleibt verebbend eine Zeit lang spürbar. Angenehm ist die Nähe der Touaregfamilie, sie wirkt beschützend und entspannend. Niemals vorher hatte ich das Gefühl, den Schutz einer Gruppe Touareg zu benötigen. Das fördert die Lust am Reflektieren, und ich überlege mir den Schluss des ersten Buches und die Schilderung der folgenden Jahre meiner Tätigkeiten in Afrika, Europa, Peru und wieder zurück nach Europa.… WEITERLESEN